Das Erg Chebbi ist ein ca. 40 km langes und etwa 10 km breites Dünengebiet mit den höchsten Sanddünen Marokkos.
Unser heutiges Ziel ist die kleine Oase Merzouga, die 60 km südöstlich von Erfoud direkt an den höchsten und eindrucksvollsten Dünenfeldern des Erg Chebbi liegt. Unmittelbar vor der Abfahrt in Erfoud bemerken wir Wasser im Heckstauraum.
Also doch! Darauf hatten wir ja schon gewartet, da die Wasserpumpe seit wenigen Tagen öfters nachpumpt. Bei einer Überprüfung konnten wir jedoch keine feuchten Stellen finden und haben deshalb die Pumpe selbst für den Druckverlust verantwortlich gemacht.
Bei SHELL in Erfoud lassen wir noch unseren leeren Nebentank füllen und fahren dann über Rissani auf der N13 nach Merzouga.
Aufgrund unseres »Wasserproblems« wollen wir an einer Auberge nördlich von Merzouga übernachten, auf deren ummauerten Gelände üblicherweise nur wenige Fahrzeuge stehen.
Als wir an der Auberge ankommen, sind auch nur unsere »Tippgeber« hier, und so räumen wir in sicherer Umgebung unseren Heckstauraum aus.
Glücklicherweise ist es sehr ruhig, so dass wir bei der Fehlersuche ab und zu etwas tropfen hören. Nur wo?
Aufgrund des »servicefreundlichen« Einbaus ist Wasserpumpe 1 nicht einmal zu sehen, zumindest nicht ohne einen der vollen Wassertanks auszubauen, was wir uns ersparen möchten.
In unbequemer Position, halb auf dem Rücken im Heckstaufach liegend, mit ausgestrecktem Arm blind um die Ecke im Fach hinter den Wassertanks tastend, sorgt die Bewegung einer Pumpenleitung für einen Wasserstrahl. Dem spritzenden Wasserstrahl folgend erreicht die tastende Hand nur knapp die undichte Stelle.
Mit der kleinen Digitalkamera machen wir, bei ausgeschalteter Wasserpumpe, Fotos von dem uneinsehbaren Bereich.
Die Details vom Ausbau des defekten Winkelstücks mit 26er Überwurfmutter, in einem für große Maulschlüssel zu engen Fach, ohne Sichtkontakt, mit nur einem Arm die Stelle kaum erreichend und in unbequemer Rückenposition im Heckstauraum liegend, wollen wir hier nicht weiter ausführen.
Eine Arbeit von normalerweise 5 Minuten dauert unter diesen Umständen ewig. Einer der Anwesenden meinte kopfschüttelnd: »Das müsste derjenige ausbauen, der es so eingebaut hat!«
Beim ersten Reparaturversuch gelingt die Abdichtung des Winkelstücks nicht vollständig, da sich der sichtbare Riss an ungünstiger Stelle als Haarriss fortsetzt. Erfreulicherweise konnte die Dichtigkeit auch ohne nervenden Einbau mit dem an das Winkelstück montierten Duschschlauch getestet werden.
Da wir übergangsweise gut mit einem Wassertank zurechtkommen, verzichten auf einen weiteren Reparaturversuch und dichten die offene Leitung zum Verteiler mit einem passenden Endstück ab.
Direkt hinter der Auberge beginnen die hohen Sanddünen, die wir bequem zu Fuß erreichen. Und ehe wir uns versehen, sind wir bei unserer Dünenwanderung auch schon mittendrin.
Am späten Nachmittag sorgt die tiefer stehende Sonne für ein bezaubernd warmes Licht, welches in kontrastreichem Spiel mit den Schatten die Dünenverläufe außergewöhnlich plastisch erscheinen lässt.
Nach zwei Tagen in der trockenen Wüstenluft ist auch die unzugänglichste Ecke des Heckstaufachs garantiert wieder trocken. Wir fahren über Rissani und Erfoud, dem wunderschönen und mit Palmen bewachsenen Ziz-Tal folgend, nach Meski zur blauen Quelle.
Die Blaue Quelle von Meski liegt inmitten von Palmengärten und wird von den Einheimischen und Schulklassen gerne als Ausflugsziel und Schwimmbad genutzt.
Auch geführte Reisegruppen scheinen hier gerne zu Übernachten, so dass wir ein sehr auf Tourismus ausgerichtetes Umfeld vorfinden.
Zufällig treffen wir wieder auf Karin und Wolfgang, die wir schon in Erfoud und davor in El Jadida getroffen haben.
Auf der N13 folgen wir dem Ziz-Tal in den Hohen Atlas nach Midelt. Es ist eine schöne Fahrt in herrlicher Umgebung, aber in den Bergen wird es auch deutlicher kühler.
Als wir am Übernachtungsplatz in Midelt eintreffen, sind auch Karin und Wolfgang da. Bei den frostigen Temperaturen ergibt sich endlich die Möglichkeit, einen Teil unseres gebunkerten Glühweins zu vernichten.
Schon am nächsten Tag möchten wir weiter nach Azrou in den Mittleren Atlas, auf den schönen Campingplatz Amazigh, welcher inmitten einer Kirschbaumplantage liegt.
Es ist wieder eine bezaubernde Fahrt durch wunderschöne Berglandschaften. Im Sommer soll es hier in den Bergen noch schöner sein.
Unterwegs füttern wir wilde Affen, die aber die natürliche Scheu vor den Menschen schon fast verloren haben und einem das Futter fast aus der Hand nehmen.
Kaum hatten wir uns auf unserem Übernachtungsplatz eingerichtet, fahren, was wir diesmal ja schon wussten, Karin und Wolfgang auf den Platz. Treffen Nr. 5!
Nach zwei entspannenden Tagen in erholsamer Bergluft möchten wir weiter Richtung Fes und verabschieden uns endgültig von den beiden, die weiter nach Meknes reisen.
In Fes steigt das Thermometer auf schwüle 30°C und uns fehlt jegliche Motivation, bei diesen Temperaturen eine anstrengende Stadtbesichtigung zu unternehmen.
Schweren Herzens ringen wir uns zu der Entscheidung durch, die Sultansstadt Fes erst bei unserer nächsten Marokkoreise zu besichtigen.
Statt dessen fahren wir in ländliche Umgebung und holen die aufgeschobene Besichtigung von Volubilis nach, einer nördlich von Meknes bei Moulay-Idriss gelegen Römersiedlung.
Römer sind zwar keine mehr da, dafür aber Schulklassen, Reisebusse und vermutlich selbst ernannte »Parkplatzwächter« in Warnwesten, die Ihre Berufsbezeichnung in akzentfreiem Deutsch aussprechen können und dafür 10 DH kassieren.
Trotz des Trubels hat sich der Besuch von Volubilis für uns absolut gelohnt.
Danach geht es zum Einkaufen nach Meknes in den Marjane Supermarkt. Als wir auf den großen Parkplatz fahren, trauen wir unseren Augen nicht! Wer sitzt da beim Essen im Fahrzeug? Treffen Nr. 6!
Der von den beiden ausgesuchte Übernachtungsplatz in Mehdiya Plage (bei Kenitra) klingt verlockend und liegt auf unserer Strecke. So nehmen wir unser schweres Schicksal an und leisten den beiden Gesellschaft.
Von Mehdiya Plage geht es zur herrlichen Lagune nach Moulay-Bousselham, an der wir ein paar gemächliche Tage in schöner Umgebung bei traumhaften Sonnenuntergängen verbringen.
Wir verabschieden uns wieder einmal von den beiden, denn wir reisen morgen über Ceuta aus und fahren heute noch bis Martil, um kurz vor der Grenze unsere letzte Nacht in Marokko zu verbringen.
In Tétouan tanken wir noch einmal unseren Nebentank voll, nachdem wir diesen in den Haupttank gepumpt haben.
Früh klingelt der Wecker, denn wir wollen auf die erste Fähre nach Algeciras. Diese läuft zwar erst um 9:30 aus, aber wir haben eine Stunde Zeitverschiebung zu Spanien, also um 8:30 marokkanische Zeit. Für die Fahrt zur Grenze, den Grenzübertritt und den Weg zum Hafen von Ceuta planen wir 2 Stunden ein. Um diese Zeit sind an der Grenze schon viele PKW und Fußgänger unterwegs, aber nur 2-3 Reisemobile.
Den Helfer, der uns trotz leerer Schalter gegen Bezahlung einen Zeitvorteil verspricht, ignorieren wir. Zuerst geht es zur Polizei (rechts an der Strasse) und dann zum Zoll (links). Dann wird für uns der abgesperrte Bereich geöffnet und wir werden links am Großteil der stauenden PKW vorbeigelotst. Super Service!
Auf marokkanischer Seite wird noch kurz unser Nebentank abgeklopft. Warum macht er das nicht mit dem Haupttank? Wahrscheinlich ist die Unterhaltung mit dem Kollegen interessanter.
Auf der spanischen Seite wollen wir unsere Pässe vorzeigen: »¿Alemán?« »Si«. Das Handzeichen bedeutet uns, dass wir weiter fahren dürfen. Er will unsere Pässe nicht einmal sehen! Hallo!? Schengen-Außengrenze!? Hat Spanien hier nicht eine strategische Aufgabe zu erfüllen? Haben wir nicht zig Millionen EUR an EU-Steuergeldern in die Aufrüstung dieser Grenze investiert? Wir sehen vielleicht nicht gerade wie afrikanische Flüchtlinge aus, aber eine Passkontrolle hätten wir uns an dieser so hochgerüsteten Grenze irgendwie schon gewünscht.
Innerhalb von 20-25 Minuten sind wir komplett durch, wobei das Stop&Go zur spanischen »Kontrolle« einen Großteil der Zeit eingenommen hat. Schnell gelangen wir zum Hafen und bei ruhigem Meer überqueren wir die Straße von Gibraltar. Nach zwei Tagen in Tarifa soll es weiter nach Salobreña gehen, wo wir Ralf mit unserem unangekündigten Besuch überraschen möchten.
15 km vor Salobreña, direkt vor dem Taramay-Tunnel, wollen wir auf dem unbefestigten Seitenstreifen kurz anhalten, wobei der Motor aus geht. Beim erneuten Starten dreht der Motor von alleine in den roten Bereich. Ein Abstellen ist nur mit der Motorbremse möglich. Danach springt er nicht mehr an.
Telefonisch informieren wir Ralf, der uns sofort zu Hilfe eilt. Auch gemeinsam können wir das Problem nicht lösen, so dass wir über Phil, einen Bekannten von Ralf, den 4×4 Mechaniker Keith organisieren, der sich am nächsten Morgen dem Problem annehmen wird. Es wird eine sehr unruhige Nacht so direkt an der Hautstrasse N-340. LKWs donnern die ganze Nacht einen Meter neben unseren Köpfen vorbei. Durch deren Fahrtwind wackelt ständig unser Schlafzimmer und wir stehen auch noch abschüssig.
Ralf und Phil sind gleich morgens wieder da. Phil bringt im Wasserkanister frisch gezapften, spanischen Diesel mit, da wir den marokkanischen Diesel in Verdacht haben. Keith, der Mechaniker, stellt nach 1.5 h die Diagnose, dass die Einspritzpumpe nicht in Ordnung ist.
In Motril soll sich ein MAN Service Point befinden. Mangels Telefonnummer fahren Ralf und Bärbel die 20 km nach Motril. In Motril hat man keinen freien Monteur, den man uns schicken kann. Die Angestellte ruft ihren Chef bei MAN in Granada an. In Granada braucht man einen Auftrag von MAN Service Mobile 24 aus Deutschland, dann schickt man sofort jemanden los. Bei MAN24 braucht man eine Bürgschaft für die Reparaturkosten von MAN Niederlassung in Heilbronn. Nach diversen Telefonaten erhält MAN24 die Bürgschaft aus Heilbronn und Granada wird um kurz vor 15:00 der Auftrag erteilt.
Ach so: Natürlich ist Freitag! Um 18:00 Uhr erscheint dann endlich der Monteur.
Auch er kommt zu dem Ergebnis, dass die Einspritzpumpe überprüft werden muss. Sein Chef meint, dass wir jetzt schnell nach Granada abschleppen müssen (knapp 100 km!!!), da wir an der Straße nicht stehen bleiben könnten. Warum nicht die 20 km zu MAN nach Motril!? Wir müssten das sofort entscheiden, da er in ein paar Minuten nach Hause geht und erst am Montag wieder da ist. Moment! Versucht uns hier jemand unter Druck zu setzen und unsere Situation auszunutzen? Wer hat den Monteur erst 2 Std. später um 17:00 Uhr losgeschickt und will jetzt innerhalb von 5 Minuten eine Entscheidung?
Das geht uns zu schnell! Wir wollen mehr Bedenkzeit und schleppen erst einmal nicht ab! Es folgen Telefonate und Diskussionen über die weitere Vorgehensweise. Wir entscheiden uns nach Motril abzuschleppen.
Gegen 20:00 Uhr nehmen wir Kontakt mit dem ADAC auf. Die nette Dame meint, ob wir vielleicht nicht besser erst morgen abschleppen könnten und freut sich, als wir sogar darauf bestehen. Die Nacht wird etwas ruhiger, da zum Wochenende kaum noch LKW fahren.
Am Samstag ist Ralf gleich wieder zur Stelle und richtet uns die besten Wünsche von Karin und Wolfgang aus, die auch auf dem Platz in Salobreña stehen.
Wieder sind mehrere Telefonate mit dem ADAC zu tätigen, der sich auch um einen Mietwagen kümmert und uns die Beschaffung eines Hotelzimmers anbietet.
Wir lassen das Fahrzeug jedoch nicht alleine und werden auch während der Reparatur darin wohnen.
Der imposante Abschleppwagen setzt uns direkt vor der MAN-Werkstatt auf einem Parkplatz ab.
Hier im Industriegebiet stehen wir am Wochenende absolut ruhig. Obwohl hier keine Menschenseele wohnt, fühlen wir uns sicher.
Am Sonntag besuchen uns Karin, Wolfgang und Ralf. Wir packen die Campingmöbel aus und machen uns mitten im Industriegebiet auf dem breiten Gehweg einen netten Tag.
Am Montag stehen wir gleich bei Arbeitsbeginn, wir haben es ja nicht weit, im Büro bei MAN Motril. Dort ruft man wieder in Granada an und die schicken den Monteur, der schon am Freitag da war.
Muss man das verstehen? Wir sind in einer MAN-Werkstatt und die lassen einen Monteur aus Granada kommen, um eine Einspritzpumpe auszubauen!?
Der nette Monteur aus Granada meint, dass das Fahrzeug vermutlich am Mittwoch fertig wird. Ein Trinkgeld will Antonio erst annehmen, wenn das Fahrzeug wieder läuft. Berufsehre!
Dienstag: Wir wollen nicht nerven und rufen deshalb nicht in Granada an, ob es Mittwoch wirklich klappt. Wie sich später zeigt, kümmern sich andere für uns darum.
Mittwoch früh kommen nacheinander die Anrufe von MAN24 und ADAC, dass das Fahrzeug heute fertig wird. Wegen einer unklaren Information rufen wir dann doch direkt in Granada an.
Dort wird uns vom Chef bestätigt: »Ich mache heute früh nichts anderes, als wegen dem Wohnmobil zu telefonieren, damit das schnell fertig wird.«
Merke: ADAC einschalten! Die halten kontinuierlichen Kontakt zur Werkstatt, bauen so indirekt Druck auf, beschleunigen damit die Angelegenheit und dem Kunden kann es die Werkstatt nicht übel nehmen.
Dann erscheint auch schon Antonio. Die Einspritzpumpe wurde von Bosch in Granada gereinigt und die Injektoren wurden von Antonio getauscht. Weiterhin tauschen wir Benzinfilter, Ölfilter und das Motoröl.
Schlechter Sprit ist die Ursache des Problems. Es handelte sich nicht um reinen Diesel, sondern um ein unidentifizierbares Gemisch, vermutlich mit Benzin o.ä..
Anscheinend erfolgte wegen der zündfreudigeren Mischung auch das Hochdrehen des Motors, sofern dieser einmal angesprungen war.
Den schlechten »Diesel« im Haupttank pumpen wir in ein von Antonio mitgebrachtes Fass. Laut Tankbuch stammt der »Diesel« von SHELL in Erfoud. Nach abgeschlossener Reparatur springt der Motor beim ersten Versuch tadellos an.
Wir bedanken uns bei Antonio, der bescheiden meint, dass das seine normale Arbeit sei.
Selbst jetzt nimmt er nur zögernd das von uns gerne gegebene Trinkgeld an.
Insgesamt hat es sechs Tage gedauert, bis das Fahrzeug wieder fahrbereit war.
Dank der Hilfe aller Beteiligten war dies aber keine unangenehme Zeit, wenn man von den ersten beiden Tagen an der lärmenden Hauptstraße und der mentalen Belastung absieht.
Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal bei allen Helfern bedanken.
Endlich fahren wir auf den Stellplatz nach Salobreña, auf dem wir dann auch länger als geplant stehen.
Den Rückweg ins winterliche Deutschland wollen wir noch nicht antreten, da es dort bis zu 20°C kälter ist!
Nach zwei Wochen wird es aber endlich Zeit, dass wir uns zügig auf den Weg nach Deutschland machen. Deshalb verabschieden wir uns hiermit vorerst und werden demnächst unsere nächsten Reisepläne vorstellen.
Bilder
wo der Abschleppwagen nicht mehr hinkommt.“